Wo kommt er her, was kann ich tun?
Durchfall bedeutet gesteigerter Absatz von, in der Menge vermehrtem, flüssigem Kot.
Häufig enthält der Durchfallkot unverdaute Futterbestandteile, Blut- oder Schleimbeimengungen. Erkrankungen des Darms mit dem klinischen Symptom des Durchfalls können sowohl durch Erkrankungen des Dünndarms als auch des Dickdarms hervorgerufen werden. Nicht selten sind beide Abschnitte an der Erkrankung beteiligt.
Man unterscheidet zum Einen nach der Dauer:
– akute
– chronische (länger als 14 Tage)
– wiederkehrende Durchfallerkrankungen
und zum Anderen je nach auslösender Ursache:
infektiöse Darmerkrankungen (Bakterien, Viren, Pilze)
Darmerkrankungen durch Parasiten (Spul-, Haken-, Peitschen-, Bandwürmer, Protozoen) vergiftungsbedingte Erkrankungen (z.B. durch Spritzmittel auf den Feldern, viele Hunde fressen die jungen Getreidehalme mit großem Appetit und erkranken daran) nicht entzündlichen Darmerkrankungen durch z.B. Pankreasinsuffizienz (die Bauchspeicheldrüse produziert keine oder nicht genügend ihrer Verdauungsenzyme),
Allergien, Fütterungsfehler (z.B. zuviel Grillreste) oder Streß
Durchfälle und auch Brechdurchfälle gehören mit zu den häufigsten Erkrankungen unserer Hunde. Zwei anatomische physiologisch-funktionelle Einheiten spielen bei Durchfallerkrankungen eine Rolle: das sind zum Einen die sogenannten Darmzotten mit ihren „Mikrovilli“, welche die Darmoberfläche zu einer riesigen „Aufnahmefläche“ (Aufnahme der verdaulichen Nahrungsbestandteile, Flüssigkeit etc.) vergrößern und zum Anderen die in den sogenannten Darmkrypten gelegenen Drüsen, deren Sekretion zusammen mit Speichel, Galle, Magen- und Bauchspeicheldrüsensekreten zu einem Flüssigkeitsumsatz beiträgt, der 3,5mal so groß ist wie die Flüssigkeitsmenge, die über die Nahrung aufgenommen wird.
Bei den akuten, entzündlichen Durchfallerkrankungen (Bakterien, Viren) kommt es nun zur Störung dieses System, das sich mit Resorption (Flüssigkeitsaufnahme aus dem Darm) und Sekretion (Flüssigkeitsabgabe in den Darm) im Gleichgewicht befindet. Man unterscheidet sekretorische und exsudative Durchfälle.Bei sekretorischen Durchfällen (z.B. durch Bakterientoxine) überwiegt die Flüssigkeitsabgabe in den Darm über die Resorption aus dem Darm, das Gleichgewicht ist gestört und es kommt zum Durchfall.
Am schwerwiegensten sind exsudative Durchfälle, da es sich hierbei nicht nur um eine Funktionsstörung handelt, sondern Darmzotten und Darmwand werden geschädigt und sogar zerstört, verlieren ihre Permeabilität, so daß Exsudat (Körperflüssigkeit) und sogar Blut (z.B. blutiger Durchfall bei der Parvovirose – „Katzenseuche“ des Hundes) in das Darmlumen treten.
Da solche Fälle normalerweise auch mit stark gestörtem Allgemeinbefinden des Patienten und Fieber einhergehen, ist der sofortige Gang zum Tierarzt unerläßlich.
Wurmbefall im Darm kann vor allem bei Welpen zu Darmproblemen führen. Durch den Wurmbefall kommt es nicht nur zu einem zum Teil nicht unerheblichen Blut- und Nährstoffverlust, sondern auch zur Darmreizung, die sich je nach Abwehrlage in mehr oder weniger starkem Durchfall äußert. Auch hier muß ihr Tier zum Tierarzt, der anhand einer Kotuntersuchung die vorhandenen Parasiten identifizieren und im Anschluß gezielt entwurmen und behandeln kann. Regelmäßiges Entwurmen beugt diesem Problem vor.(siehe Kapitel Wuermer)
Nicht entzündliche Durchfälle sind im wesentlichen auf Fütterungsfehler zurückzuführen und „osmotisch“ bedingt, d.h. hier wurden mit der Nahrung osmotisch aktive („wasserbindende“) Stoffe aufgenommen, die eine Flüssigkeitsansammlung im Darm auslösen, die nicht resorbiert werden kann. Ursächlich kommen hierfür unvermittelter Futterwechsel, zuviel Futter, zuviel Kohlenhydrate, verdorbenes, verunreinigtes, auch zu kaltes oder zu fettreiches Futter in Frage. Auch durch chemische Substanzen und Gifte wie z.B. Insektizide kann es zu einer erhöhten Sekretion der Darmdrüsen und/oder zu einer verminderten Resorption an den Darmzotten kommen.
Nicht zu unterschätzen sind auch „nervös-“ bzw. „streßbedingte“ Durchfälle, denn Tieren schlagen Prüfungsangst oder Wettkampfstreß genauso auf den Magen-Darm-Trakt wie uns Menschen. Auch Aufenthalte in Tierpensionen, die Hektik bei Hundeausstellungen oder lange Autofahrten in den Urlaub, oft verbunden mit abruptem Klimawechsel, können zu diesen Durchfällen führen, die auf eine „nervös“ gesteigerte Darmmotorik zurückzuführen sind.
Meistens sind diese Durchfälle unkompliziert und das Allgemeinbefinden des Hundes ist nicht beeinträchtigt. In der Regel genügt hier als Therapie ein Fastentag und eine sich anschließende Magen-Darm-Diät über einige Tage.
Neben fertigen Magen-Darm-Diäten, die es als Dosen- oder Trockenfutter gibt (beim Tierarzt erhältlich), kann man diese Diät auch gut selbst kochen: ca. 2/3 gekochter Reis, ersatzweise Kartoffeln oder Kartoffelpüree, ca. 1/3 Hüttenkäse, Magerquark oder mageres Hühnchenfleisch, evtl. etwas selbstgekochte, ungewürzte Fleischbrühe. Auch die Zugabe eines mit Schale geriebenen Apfels hat sich bewährt.
Die Diät sollte in kleinen Portionen, mehrmals täglich gefüttert werden, um den Darm nicht zu überlasten.
Abgesehen von einer Magen-Darm-Diät ist bei Durchfällen aller Art das Füttern von Futterergänzungsmitteln (beim Tierarzt erhältlich), sinnvoll, die den Elektrolytverlust durch den Durchfall ausgleichen und somit gleichzeitig dem erhöhten Wasserverlust entgegenwirken (Rehydration), Adsorbentien enthalten, die als Schleimhautschutz dienen („Abdichten“ der geschädigten Darmschleimhaut), gleichzeitig aber auch schädliche Abbauprodukte, Bakterien und Toxine „aufsaugen“ und somit inaktivieren, sich durch einen erhöhten Rohfaseranteil auszeichnen, durch den die Darmpassagezeit verlängert, die Wasserresorption erleichtert und somit eine Normalisierung der Kotkonsistenz gefördert wird. Zusätzlich enthalten diese Präparate Glucose, die zum einen als Energielieferant dient und zum anderen auch die Rückresorption von Wasser unterstützt.